Unser Tipp Nr. 1
Ingo Klopfer von der get shorties Lesebühne empfiehlt folgende Textpassage auf den Seiten 223 bis 236:
Überschrieben mit „Die Geburt“, spielt dieser Ausschnitt auf einem Dachboden eines Bauernhauses hinter einem gebrochenen Deich. Hierher haben sich verschiedene Menschen vor den Fluten gerettet. Gespannt schauen sie hinaus auf das Land, das längst überschwemmt ist.
Die Hoffnung auf Rettung schwindet zusehends. Unter den vorerst Geretteten befindet sich auch eine junge hochschwangere Frau.
Die Anspannung und Aufregung führen dazu, dass sie ihr Kind verfrüht unter primitivsten Umständen zur Welt bringen muss. Ein neues Leben in einer aussichtslosen Lage.
Eine Szene, die mich unheimlich berührt hat und gleichzeitig äußerst spannend und realistisch geschildert ist. Beim Lesen hat man das Gefühl, selbst auf dem Dachboden mit dabei zu sein.
Lasst euch davon inspirieren. Vielleicht kennt ihr ja eine ähnliche Situation. Schreibt was darüber.
Unser Tipp Nr. 2
Meike Jung von der Stadtbibliothek Stuttgart empfiehlt als besonders lesenswert das Kapitel 4 (S.45-56)
Dann fahr doch du
Für mich ist dieses Kapitel DAS Schlüsselkapitel: Armanda ist mit ihrem Schwager Sjoerd auf der Fete von Sjoerds Schwester. Es kommt zu Zärtlichkeiten zwischen ihr und ihrem Schwager und es wird deutlich, dass zwischen den beiden eine Anziehungskraft besteht. Diese Fete war der Grund, weshalb Armanda ihre Schwester überredet hat, an ihrer Stelle zum Geburtstag des Patenkinds zu fahren. Sie wollte unbedingt auf diese Feier!
Auf die Frage der Gastgeberin nach ihrer Schwester Lidy antwortet Armanda ausweichend und verdreht schließlich bei der Antwort die Tatsachen: Nicht sie war es, die ihrer Schwester die Reise vorgeschlagen hat, sondern Lidy selbst war „Feuer und Flamme“ von der Tour nach Zeeland. Armanda bewundert oder beneidet vielleicht sogar ihre große Schwester. Sie denkt vor dem Einschlafen darüber nach, dass, wenn nur alles ein wenig anders gelaufen wäre, sie zur Frau ihres Schwagers und so auch zur Mutter geworden wäre…
Armanda hat diesen Rollenwechsel mit ihrer Schwester angestoßen und ist sich in diesem Moment noch nicht bewusst, dass sie für ein ganzes Leben in die Rolle ihrer Schwester schlüpfen wird…
Das Kapitel ist für mich so interessant, weil schon vieles, was im Roman noch folgen wird, darin angelegt ist. Die wohlige Wärme und Sicherheit um Armanda herum beispielsweise und die kalte, bedrohliche Welt draußen. Und am Ende des Kapitels schon die Frage: „Lidy, irgendwo bist du. Aber wo?“
-> Vielleich kennt ihr ja ähnliche Situationen: Eine Party, zu der man nicht kann und genau da nimmt jemand anderes deinen Platz ein. Und die Frage, was wäre gewesen, wenn man doch da gewesen wäre. Wie wäre das Leben anders verlaufen?
Unser Tipp Nr. 3
Wir haben euch ein paar sehr starke Sätze aus dem Buch ausgesucht, aus denen ihr was machen könnt, z.B. eine Kurzgeschichte schreiben, die mit einem der folgenden Sätze beginnt. Natürlich könnt ihr euch auch selbst einen Satz aus dem Roman auswählen und daraus etwas entwickeln.
( Bitte die Seitenzahl dazu angeben).
Zum Wetter:
Das Geräusch eines Sturms ist kaum zu beschreiben. ( S. 231)
Nach all den Stunden nahm sie den tosenden Wind, die Kälte, die Nässe als Charakteristika ihrer kleinen Reise hin. ( S. 58)
Regen, Wind, tja. Wetter gibt es immer wieder, nicht wahr. Strenggenommen bilden Wetter und Wind den Hintergrund unseres ganzen Lebens.
(S. 40)
Zum ersten Mal unterschieden sie sich äußerlich sehr. Einmal unterhielten sie sich über dieses Thema: „Was bedeutet das eigentlich, sich ähnlich sehen?“ ( S.22)
Es waren einmal zwei Mädchen, die als Kinder die gleichen Kleider trugen, die mit sechs Jahren in die gleiche Schule gingen und mit zwölf wieder in die gleiche Lehranstalt, diesmal eine höhere. (S. 23)
Leben und Tod:
Dass das Leben eine zeitlich befristete Angelegenheit ist, wissen wir, aber solange wir da sind, sind wir da. ( S. 252)
Der Raum, in dem sie lebte, schwer mitgenommen und erschöpft, aber immerhin lebte, war eine unbekannte Größe. (S. 290)
Ihr Herz schlug derweilen stetig weiter, ohne nenneswerte Todesangst.[…] Sie hatte nicht vergessen, was Lebenshunger ist. (S.291)
So hätten sie eigentlich bleiben müssen. Als hätte jemand eine Glasglocke über dieses Paar gestülpt und angeordnet, dass darunter die übliche Zeit nicht existiere. (S. 294)
Ist dies das Leben? (S.48)
Mir ist ein bißchen schwummrig, aber es fühlt sich gut an, dachte sie. ( S. 48)